MiniTec SmartAssist kommt in ganz unterschiedlichen Bereichen zur Anwendung. Neben Behinderten-Werkstätten gibt es gerade auch in der Industrie viele sinnvolle Einsatzfelder, etwa die manuelle Montage oder die Kommissionierung. Der Messerhersteller Martor nutzt das Assistenzsystem zur Qualifizierung seiner Mitarbeiter. Ein Erfahrungsbericht.
Martor ist ein international führender Partner für sichere Schneidlösungen. Das Solinger Familienunternehmen verbindet seit über 80 Jahren Qualität mit Innovation, um Premium-Schneidwerkzeuge für industrielle und berufliche Zwecke herzustellen. Heute ist die Marke Martor über Partner und Händler in mehr als 70 Ländern weltweit präsent. So vielfältig wie die Anforderungen der Kunden sind auch die Sicherheitsmesser von Martor: Rund 300 verschiedene Typen sind im Angebot. Sie alle werden am Stammsitz in Solingen montiert – von Hand. Manche Messer sind sehr einfach aufgebaut und bestehen nur aus drei Teilen, andere sind deutlich komplexer.
Manuelle Montage nach Anleitung
Damit der Zusammenbau reibungslos funktioniert, investiert Martor viel Geld und Zeit in die Schulung der Mitarbeiter. Bislang erfolgte diese in der Weise, dass der Mitarbeiter eine Montageanleitung bekam und ein Teamleiter ihm die einzelnen Schritte zeigte. Im Anschluss versuchte der Mitarbeiter, die Montage selbst durchzuführen. Sein Chef schaute ihm dabei ständig über die Schulter und gab ihm Tipps. Diese Vorgehensweise erwies sich als nicht sonderlich effizient und auch als nicht mehr zeitgemäß. Der Mitarbeiter wurde nicht selten nervös, und der Vorgesetzte konnte während der Schulungsphasen nicht seinen eigentlichen Tätigkeiten nachgehen.
Per Touch-Bildschirm wird der Werker Schritt für Schritt durch den Montageprozess geleitet.
Ergonomischer Montagearbeitsplatz und interaktives Assistenzsystem bilden bei Martor eine funktionierende Einheit.
MiniTec SmartAssist für die Mitarbeiter-Qualifikation
Man wurde bei Martor hellhörig, als von MiniTec das Angebot kam, als Pilotkunde für das neue Assistenzsystem MiniTec SmartAssist zu fungieren. Schnell stimmte man dem Vorschlag zu und ließ sich einen entsprechenden Tisch konzipieren. Dessen zentraler Zweck besteht in der interaktiven Schulung und
Ausbildung der Mitarbeiter hinsichtlich der Messermontage. Er befindet sich jedoch nicht etwa in einem separaten Schulungsraum, sondern zusammen mitden „normalen“ Arbeitsplätzen mitten im Montagebereich. Um zunächst mit dem Assistenzsystem etwas vertraut zu werden, hat Martor sich im ersten Schritt auf ein ausgewähltes Produkt als „Versuchsobjekt“ fokussiert, das Secupro 625. Dabei handelt es sich um ein Zangengriffmesser mit umfangreichen Features, beispielsweise einem Hebel zum Auslösen der Klinge,vollautomatischen Klingenrückzug und einem komfortablen Klingenwechsel.
Das High-End-Werkzeug besteht aus insgesamt 16 Bauteilen, welche in verschiedenen, zum Teil komplizierten Montageschritten zusammengefügt werden. In Zukunft sollen aber noch andere Messer auf dem Assistenzsystem geschult werden, so Kevin Kowalsky, Schichtleiter Fertigung bei Martor und gleichzeitig Per Touch-Bildschirm wird der Werker Schritt für Schritt durch den Montageprozess geleitet. Ergonomischer Montagearbeitsplatz und interaktives Assistenzsystem bilden bei Martor eine funktionierende Einheit. Betreuer für das MiniTec SmartAssist Projekt: „Wir wollen beispielsweise noch das MegaSafe damit montieren. Oderauch unser neuestes Modell, das 610 XDR. Und es soll noch auf weitere Modelle ausgedehnt werden – alles, was bei uns viele Teile aufweist, was etwas komplexer ist von den Arbeitsgängen.“
Nutzung unterschiedlicher Module
Als Assistenz-Module kommen ein Touchscreen, ein Taster sowie Pick To Light-Lichtleisten zum Einsatz, teilweise mit Eingriffs-Sensorik. Über den Monitor werden dem Werker die einzelnen Arbeitsschritte mit entsprechenden Hilfsmitteln (Texte, Pfeile und Bilder) angezeigt. Dabei kann er erledigte Aufgaben direkt am Bildschirm oder über den „Buzzer“ bestätigen und zum nächsten Schritt weiterleiten.
Die verschiedenen Bauteile des jeweiligen Messers befinden sich in Boxen, welche in Griffweite des Werkers angeordnet sind. Über die Pick To Light-Lichtleisten wird ihm signalisiert, in welches Fach er als nächstes greifen muss. Mittels der Eingriffsüberwachung erkennt das System, ob er dies getan hat und quittiert dies intern, so dass der nächste Montageschritt angezeigt wird. Bei bestimmten Komponenten ist der Sensor nicht aktiviert, hier betätigt der Mitarbeiter den Buzzer, um die Entnahme des Bauteils zu signalisieren und zum nächsten Schritt weiterzuleiten. Bei Martor sind 22 solcher Pick To Light Module im Einsatz. Einige der Bauteile werden schon im Vorfeld zu Baugruppen montiert.
Deshalb verbleiben für den MiniTec SmartAssist Tisch noch 16 Komponenten und damit Arbeitsschritte für die dortige Montage. Für die Zukunft ist auch das Einbinden von Videos in die Bildschirm- Anleitung angedacht, was ab der neuen Version 2.9 möglich ist. Dazu Kowalsky: „Gerade wenn die Arbeitsschritte etwas komplexer werden, sind Bilder oft nicht ausreichend. Etwa das Einhaken von Federösen. Oder, wie das Überdehnen der Federn vermieden werden kann. All das wollen wir künftig mit Videos unterstützen.“
Kevin Kowalsky beschreitet mit MiniTec SmartAssist neue Wege im Bereich der Mitarbeiter-Qualifikation.
Autonomes lernen mit besten Ergebnissen
Der Schulungsprozess läuft mit MiniTec SmartAssist heute völlig anders. Statt wie bisher unter permanenter Beobachtung durch seinen Vorgesetzten agiert der Mitarbeiter jetzt völlig autark. Er sitzt allein, ohne Begleitperson, am Schulungstisch und fängt einfach an. Das System führt ihn strukturiert durch den Montageprozess, zeigt ihm jeden einzelnen Schritt. So erlernt er stressfrei in Eigenregie die Montage des Messers, und sein Teamleiter hat mehr Zeit, sich anderen Aufgaben zu widmen. „Im Ergebnis ist das also eine klassische Win-Win-Situation. Und nicht zuletzt spart die Firma Martor dadurch auch noch enorm Zeit und Geld“, betont Kowalsky. Auch bei den Mitarbeitern kommt das System bestens an sagt er: „Wir haben bei dem komplexen 625er Messer eine Dame ohne Vorkenntnisse drangesetzt und gesagt, probiere das doch einfach mal – und es klappte auf Anhieb hervorragend!“
Seine Kollegin hatte die Arbeit sehr gut und auch schnell umsetzen können und war davon absolut angetan. Dass sie die Montage so schnell erlernte, war auch für das Unternehmen praktisch. Denn so konnten sie knapp eine Stunde später schon am richtigen Arbeitsplatz eingesetzt werden. Und das lief so, als wenn sie noch nichts anderes gemacht hätte. „Die Bedienerfreundlichkeit ist sehr gut, auch für Leute, die nicht jeden Tag in der Fertigung sitzen. Denn wir haben ab und zu auch mal neue Mitarbeiter in anderen Bereichen, etwa im Vertrieb. Und auch die haben wir da drangesetzt, und auch die sind hervorragend damit klargekommen. Das Feedback war sehr positiv.“
Kevin Kowalsky kümmert sich um das Erstellen der Anleitungen im Editor.
Einfach Anleitungen im Editor erstellen MiniTec SmartAssist ermöglicht es Unternehmen, die Anleitungen per Editor selbst zu erstellen. Bei Martor kümmert sich Kevin Kowalsky um diese Aufgabe; künftig wird er hierbei noch durch zwei Kollegen unterstützt. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Tool waren durchweg gut, so Kowalsky: „Ich erstelle die Rezepturen sowohl direkt am Arbeitstisch,
als auch über Teamviewer-Zugriff. Zu Beginn gab es eine kurze Eingewöhnungsphase, in welcher ich die Bedeutung und Anwendung der verschiedenen Bedienelemente erlernte. Aber wenn man einmal drin ist, ist es recht intuitiv und selbsterklärend.“
Das betrifft alle Bereiche – ganz gleich, ob es um das Einfügen und Manipulieren von Bildern geht oder um die Konfigurationdes Pick To Light. „Hier können wir bei jeder der Stationen zwei Positionen nutzen. Auch die Farben lassen sich ändern. Ebenso kann man einstellen, ob es durchgehend leuchtenoder aber blinken soll, die Vielfalt ist da schon sehr groß.“ Auch den Editor generell bewertet Kowalsky sehr positiv: „Dass wir die Anleitungen selbst erstellen können, sehe ich auf jeden Fall als Vorteil. Wir sind da autark und viel flexibler. Auch, wenn es zum Beispiel nochmal eine Änderung bei einem Bauteil eines Messers gibt, können wir diese einfachund schnell hinterlegen.“
Assistierte Schulung künftig als Basis
Aufgrund der guten Erfahrungen will Martor das System in Zukunft als Dreh- und Angelpunkt für seine Qualifikationsmatrix nutzen. Darin wird jeder Mitarbeiter bewertet, ob er ein Produkt montieren, ob er es verpacken, ob er an einer Maschine arbeiten kann. Also sein Know-how-Status. Hier ist die Idee, zwei bis drei Tische mit MiniTec SmartAssist auszustatten und die Qualifikationsmatrix darüber laufen zu lassen. Wenn dann ein Mitarbeiter die Montage eines bestimmten Messers mit dem Assistenzsystem gelernt hat, bekommt er einen entsprechenden Eintrag.
Viele Ideen zum weiteren Ausbau
Neben dem Einsatz im Schulungsumfeld kann man sich bei Martor auch vorstellen, das Assistenzsystem zur Qualitätssicherung zu nutzen, so Kevin Kowalsky: „Beispielsweise müssen die 625er Messer nach Fertigstellung mit der Schraube nach oben in den KLT gelegt werden, damit der Mitarbeiter prüft, ob diese drin ist. Wenn diese Prüfung über eine Kamera erfolgen würde, wäre das von Vorteil. Eine solche Qualitätsprüfung wäre auch für den abschließenden Funktionstest sinnvoll. Dieser erfolgt durch die dreimalige Betätigung des Messers und Abziehen auf einer Schneidmatte. Man fährt die Klinge aus, setzt sie an und schaut, ob der Klingenrückzug funktioniert.
Hier wäre es prima, wenn über einen Sensor geprüftwürde, ob er Mitarbeiter das gemacht hat oder nicht. Zudem könnte dann über das Assistenzsystem dokumentiert werden, wenn ein Messer ausfällt, also NIO ist – verbunden mit der Anweisung, es in einen entsprechenden Behälter zu legen.“Auch sonst haben die Projektbeteiligten bei Martor schon zahlreiche Ideen und Impulse, wie das Assistenzsystem künftig um weitere Funktionen und Features ausgebaut werden kann. Und stoßen damit bei der MiniTec Smart Solutions beziehungsweise den Entwicklern auf offene Ohren, denn auch das ist ein von MiniTec gewünschter Effekt bei Pilotkunden.
What you see is what you get: Die Ansicht im Editor entspricht bereits stark der späteren Darstellung im Player.
Fazit: Einfacher schulen, höhere Qualität
Aufgrund der gemachten Erfahrungen kommt Kowalsky zu einem überaus positiven Fazit: „MiniTec SmartAssist ist für Industrieunternehmen ein sehr nützliches System. Es ist eine Bereicherung und Erleichterung für Martor, und es sorgt dafür, dass weniger Fehler passieren. Ganz nebenbei bringt es für uns auch noch einen Imagegewinn. So haben Großkunden, die bei uns zu Besuch waren, schon häufiger anerkennende Worte gefunden, dass wir derart moderne Instrumente für die Schulung und Qualifikation unserer Mitarbeiter – und damit auch zur Sicherung der Qualität – einsetzen.“
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